Den Titel als „heisseste“ Stadt der Welt hält Turbat in Pakistan – und für einmal ist das nun gar nichts, worüber man sich als Einwohner/-in freuen kann, denn am 28. Mai 2017 wurden dort unglaubliche 53.7 Grad Celsius gemessen. Auch im 900 km weit entfernten Jacobabad sind Temperaturen von über 50 Grad zur Normalität geworden.
Die aktuelle Ausgabe von „TIME“ Magazine ist ganz dem Klimawandel gewidmet. Einer der Artikel befasst sich mit den Auswirkungen der weltweit steigenden Temperaturen auf die Bevökerung. Zwar ist der menschliche Körper unglaublich anpassungsfähig, aber es gibt Grenzen – besonders wenn es um Hitze geht. Wie vielen vom Sauna-Gang hingreichend bekannt ist, fängt unser Körper an zu schwitzen, sobald die Umgebung heisser ist als unsere Kerntemperatur von ca. 37 Grad, um so eine Kühlung herbeizuführen.
Der Killer? Heiss und feucht…

Bei hoher Luftfeuchtigkeit allerdings versagt diese bewährte Strategie, weil unser Körper nicht mehr effektiv schwitzen kann. Unsere Kerntemparatur erhöht sich dann immer weiter und irgendwann wird das „Notfallprotokoll“ ausgelöst, welches die vitalen Funktionen sichern soll: Es fliesst mehr Blut in die Haut, was das Herz belastet. Das Hirn befiehlt den Muskeln eine langsamare Gangart, wir werden schläfrig. Nervenzellen feuern falsche Signale und erzeugen Kopfweh sowie Übelkeit.
Steigt unsere Kerntemperatur auf über 40 Grad, sterben Zellen ab und mit unseren Organen geht’s den Bach runter. Bei Überhitzung „winken“ 27 verschiedene Todesursachen – von Nierenversagen bis hin zu Blutvergiftung. Das Ergebnis ist das Gleiche: Wir sind weg vom Fenster.
Überhitzung droht 3/4 der Weltbevölkerung
Gemäss aktuellen Berechnungen werden im Jahr 2100 ganze 74% der Weltbevölkerung mindestens 20 Tage pro Jahr den kritischen Schnittpunkt von Hitze und Luftfeuchtigkeit auszuhalten haben: Diejenigen Tage also, an denen das Thermometer auf 38-39 Grad klettert und die Luftfeuchtigkeit bei über 50% liegt.

Zuerst aber kriegen wir von der ganzen Hitze schlechte Laune und scheinen davon mental instabil zu werden, was ja nun auch nicht unbedingt Anlass zu Optimismus bietet (unüblich hohe Temperaturen korrelieren mit diesen beiden Erscheinungen wie ein Forschungsteam rund um Camilo Mora an der University of Hawaii herausgefunden hat).
Ob man schlecht gelaunt noch immer auf dem Boden der Tatsachen bleiben und mit kühlem Kopf handeln kann? Oder vielmehr ausflippt, zum Hitzkopf wird? Oder eben (wortwörtlich) ganz auf der Strecke bleibt?
Eis am Stiel statt heisse Typen
Die Menschheit wird sich an tödliche Hitzwellen gewöhnen müssen, soviel scheint klar. Vermutlich wird es deshalb in baldiger Bälde auch nicht mehr cool sein, als „hot“ bezeichnet zu werden. Der Klimawandel wird nicht nur unser Leben umkrempeln, sondern auch in unserem Sprachgebrauch und Wertesystem Spuren hinterlassen…
Stimmt, das war schon bisher so: „Erderwärmung“ klang halt einfach kuschliger als „Erderhitzung“, n’est-ce pas? Aber egal, ich lebe ja in Mitteleuropa – wo bitte geht’s zum nächsten Glacé-Stand? Hallo?
TIME Magazine original article including video report on „Pakistan’s deadly heat“